Glencore gegen MultiWatch

Vorgeschichte

2014 arbeitete die Organisation MultiWatch an einem kritischen Buch zum Schweizer Rohstoffkonzern Glencore Xstrata. Zwei Jahre zuvor hatten die beiden Rohstoffunternehmen Glencore und Xstrata fusioniert. Der daraus resultierende Rohstoffkonzern ist bis heute einer der mächtigsten und umstrittensten Konzerne der Welt. Im Buch sollte beleuchtet werden, wie der Konzern in Abbaugebieten mit Ausbeutung, Plünderung und Zerstörung in Verbindung steht: Abgetragene Berge, gigantische Löcher, Abraumhalden und kilometerlange Pipelines prägen die Landschaften, wo Glencore und seine Tochterfirmen Rohstoffe abbauen. Die Menschen leiden häufig unter einer massiven Staubbelastung, giftigen Rückständen sowie der Zerstörung ihres Lebensraums. Gemeinschaften werden von ihrem Land vertrieben. Mitspracherechte von Anwohner:innen werden missachtet, Proteste von Arbeiter:innen und der Bevölkerung kriminalisiert oder gewaltsam niedergeschlagen.

MultiWatch wollte im Buch die Menschen zu Wort kommen lassen, die von den negativen Auswirkungen betroffen sind, sich aber trotzdem unermüdlich gegen die Arroganz des Konzerns wehren.

 

Die Klagedrohung

Nachdem MultiWatch die Publikation des Buches unter dem Titel «Drecksgeschäfte – Milliarden mit Rohstoffen. Der Schweizer Konzern Glencore Xstrata» angekündigt hatte, erhielten MultiWatch und der Buchverlag je eine schriftlich eingeschriebene Klagedrohung von Glencore. Das Unternehmen drohte mit rechtlichen Schritten, wenn der Titel nicht geändert würde. Mit einer superprovisorischen Verfügung hätte Glencore die Publikation des Buches vorerst verhindern und um Jahre verzögern können. Dieses Risiko konnte und wollte MultiWatch nicht eingehen. Ein langwieriger Rechtsstreit wäre für die kleine Organisation zudem kaum tragbar gewesen. Deshalb wurde der Titel in Folge der Klagedrohung geändert. Doch damit nicht genug: Auch nach Publikation des Buches erhielt MultiWatch nochmals eine zweite Klagedrohung von Glencore. Der Konzern behauptete, dass das Buch voller „Unwahrheiten, Halbwahrheiten und verzerrender Suggestionen“ sei und er sich ein gerichtlich eingeleitetes Publikations- und Verkaufsverbot vorbehalten würde, wenn Multiwatch nicht auf eine Anzahl Forderungen eingehen würde. So sollte der Verein den Verkauf des Buches vorerst sistieren und anschliessend das Buch ausschliesslich mit einer Stellungnahme von Glencore vertreiben. Glencore würde auf ein Autorenhonorar verzichten, jedoch müsste MultiWatch ein Pauschalhonorar an einen festzulegenden gemeinnnützigen Verein bezahlen. MultiWatch forderte Glencore daraufhin auf, die angeblichen «Unwahrheiten» schriftlich zu benennen. Nach mehrmonatiger Korrespondenz versandeten der Dialog und die Klagedrohung.

Fazit

Glencore hatte es nicht geschafft, das unliebsame Buch zu verhindern, führte aber mit den wiederholten Klagedrohungen zu massivem Mehraufwand auf Seiten von MultiWatch. Wäre die Organisation nicht standhaft geblieben, hätte sich der Rohstoffkonzern einfach durchgesetzt.

© Keystone

 
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